Im Großen wie im Kleinen

von

SCHWERPUNKT KLIMAWANDEL / SYSTEMWANDEL

»Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein«, dichtete Tocotronic schon 1995. Ihr Auftauchen – oft ersehnt und ebenso oft totgesagt – ist immer wieder überraschend: Die Fridays for future zeigen nach dem beeindrucken­den Beispiel von Greta Thunberg, dass ein Ausbruch aus dem Individuellen in eine kollektive Aktion immer wieder möglich ist. In ihren Forderungen nach wirksamen Maßnahmen gegen die drohende Klimakatastrophe eig­nen sich junge Leute den Streik als politische Aktion wieder an. Die Auf­forderung zur Veränderung des je eigenen Konsumverhaltens wird uni­versell politisch ergänzt. Unsere Schwerpunkttexte zeigen, dass es Aktio­nen im Großen wie im Kleinen braucht und gibt, denn es geht um Transi­tion, um New Deals, aber auch um Fragen von sozialer Sicherheit, Arbeit und die Befreiung aus der für Mensch und Umwelt unzuträglichen Lohnar­beit.

In all dem gibt es Widersprüche und Paradoxien: Während zahlreicher Sonntagsreden, wie wir unseren exzessiven Energieverbrauch drosseln können, gibt es viele, die unter Energiearmut leiden. Die Armutsproduk­tion in der EU bedingt, dass immer mehr ihre Wohnung nicht ausreichend heizen oder kühlen können; nach wie vor ist es erlaubt, Menschen von der Energieversorgung zu trennen. Arme werden von diesem ökologischen »Wir« selbstverständlich exkludiert.

Über 600 Umweltgruppen und soziale Bewegungen haben bereits in einem offenen Brief ihre Unterstützung sowie ihre solidarische Kritik am US-amerikanischen Entwurf eines Green New Deal zum Ausdruck gebracht. Auch in Europa zeichnen sich mit Bewegungen wie Extinction Rebellion, Ende Gelände, System Change not Climate Change oder dem transnationa­len Klimastreik die Konturen einer starken Klimagerechtigkeitsbewegung ab. Und unter dem Slogan »By 2020 We Rise Up« mobilisieren Aktivist ­Innen in ganz Europa für den großen Aufstand.

HEIDE HAMMER

Gelesen 6867 mal Letzte Änderung am Samstag, 13 April 2019 09:32
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