Begonnen hat es hierzulande mit Hans-Peter Martin und Frank Stronach. Autokratische Egomanen, die als Person für das standen, was früher Parteiprogramm hieß. Sie bestimmten, sie entschieden, sie waren die Partei. Die Mainstream-Medien machten begeistert mit. Personalisierung, das ist ihre Sache. Aber so ganz funktionierten die One-Man-Shows nicht. Martin hatte wohl zu wenig Geld in der Hinterhand, Stronach wähnte sich offenbar tatsächlich als zukünftiger Bundeskanzler. Nun wird es ernst. Macron in Frankreich hat es bewiesen, für den wirklich starken Mann ist eine Partei nur ein lästiges Anhängsel. Da muss Mann sich womöglich irgendwelchen Basiswapplern zur Wahl stellen, irgendwelche Seilschaften bedienen und auf Interessengruppen Rücksicht nehmen. Damit hat man heute Erfolg. Nicht mit Selbstorganisation und Selbstermächtigung.
Was mit der Farce Martin und Stronach begann, setzt sich nun bei Sebastian Kurz und seiner "Neuen Volkspartei Bewegung" fort. Er entscheidet, wer, was, wie und wann. Der Rest sind Claqueure, die artig applaudieren dürfen und auf ihre eigene, kleine Chance warten. Bewegung also nicht für etwas, sondern für jemanden.
Gibt es das Phänomen auch links der Mitte? Selbstverständlich. Peter Pilz, verdienter und langjähriger Abgeordneter zum Nationalrat, der gern sein eigenes Süppchen kocht und nun nicht mehr für die Grünen antritt, beabsichtigt, ebenfalls mit einer eigenen Liste auf dem Stimmzettel zu stehen. Welche Organisationsform und Darstellung dabei von ihm bzw. seinen MitstreiterInnen gewählt wird, darauf darf man gespannt sein. Noch eine Bewegung für noch einen starken Mann wird es hoffentlich nicht werden.
Die Chuzpe, einen autokratischen, selbstherrlichen und autoritären Führungsstil als neue Politik zu verkaufen, als Alternative zur alten, herkömmlichen Parteipolitik, wird vom Boulevard begeistert gefeiert. Und alle sind sie begeistert, vom Standard bis zur Kronen Zeitung.