15 Mai

ZUM GEDENKEN AN MARCUS OMOFUMA: Abschiebung bleibt Mord

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omofuma2scDer Marcus-Omofuma-Stein der Bild­hauerin Ulrike Truger am Beginn der Mariahilferstraße in Wien erinnert an den Mord am 26-jährigen Marcus Omofuma. Er wurde am 1. Mai 1999 während seiner Abschiebung nach Sofia von drei Polizisten getötet. Mit Klebeband an den Sitz gefes­selt, Mund und Nase verklebt, starb Marcus Omofuma im Flugzeug.

Nachdem die Nachricht über seinen Tod bekannt wurde, gelang eine breite politi­sche Organisierung von Schwarzen Com­munities und Antirassist*innen mit zahlrei­che Aktionen, Großdemos und einer mona­telangen Mahnwache vor dem BMI.

Die Reaktion der Behörden unter SPÖ-Innenminister Schlögl war die »Operation Spring«, eine Polizeiaktion, bei der viele jener Schwarzen Aktivist*innen als Drogen­dealer verleumdet, verfolgt und einge­sperrt wurden, die sich nach dem Tod von Marcus Omofuma organisiert hatten, um dem Rassismus in Politik und Medien etwas entgegenzusetzen. Nach dem ersten »gro­ßen Lauschangriff« in Österreich wurden über 100 Verhaftungen durch etwa 850 Polizist*innen vorgenommen und das Kon­strukt der nigerianischen Drogenmafia nachhaltig etabliert. Vor Gericht traten anonyme Kronzeugen auf, ihre Gesichter waren durch Schihauben und dunkle Motorradhelme verdeckt. Der Dokumentar­film »Operation Spring« von Angelika Schuster und Tristan Sindelgruber aus dem Jahr 2005 setzt sich kritisch mit diesen Ereignissen auseinander.

Heute, 20. Jahre später, haben wir eine Regierung, die Rassismus in alltäglicher Normalität für ihre Politik einsetzt und mit Maßnahmen wie der Ausweitung von Schubhaft und Umwidmung von Erstauf­nahme-Einrichtungen in »Ausreisezentren« diesen Rassismus weiter forciert, legistisch festschreibt und exekutiert.

Abschiebe-Charter nach Nigeria starten aus Wien Schwechat im Monatstakt. Men­schen aus Afghanistan werden zurück in den Krieg geschoben, Deportationen von geflüchteten Tschetschen*innen finden trotz umfangreich dokumentierter Men­schenrechtsverletzungen statt.

Am 1. Mai demonstrierten in Wien rund 800 Personen im Gedenken an Marcus Omo­fuma gegen Abschiebungen und rassisti­sche Polizeigewalt.

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